Zwischen Tape und Traum
1995 zog bei mir eine Yamaha W7 ein – eine Musik-Workstation, die mehr als nur ein Instrument wurde: Sie war der Ausgangspunkt für unzählige Stunden voller Klangexperimente, kreativer Ausflüge und der großen Vision, irgendwann als Musiker durchzustarten. Ich tauchte ab in synthetische Klangwelten, träumte mich in andere Sphären und hatte unheimlich viel Spaß daran, etwas völlig Neues zu erschaffen – Musik, wie man sie so noch nie gehört hatte.
Ich bastelte, programmierte, nahm Demotapes auf und schickte sie voller Hoffnung an A&R-Manager diverser Plattenfirmen. Die Antwort war meistens ein Nein – manchmal freundlich, manchmal in Form leerer Floskeln. Trotzdem: Mein erstes Tape-Album Escape from Reality war für mich ein echtes Statement – ein musikalischer Ausbruch aus dem Alltag, irgendwo zwischen Selbstfindung, jugendlicher Unsicherheit und (zugegeben) dem ein oder anderen experimentellen Abstecher in verbotene Substanzen.
Ein weiteres Projekt war Theme From Brave New World – ein imaginärer Soundtrack zum gleichnamigen Roman von Aldous Huxley. Für mich musste die Musik der Zukunft wie etwas klingen, das es noch nie gab. Ich begann, mit ungewöhnlichen Takten zu experimentieren – unter anderem dem 5/4-Takt, bei dem ich dachte, ich hätte gerade das musikalische Rad neu erfunden. Hätte ich damals schon Internet gehabt, wäre mir Dave Brubecks Take Five vermutlich schneller untergekommen. Trotzdem: Die Faszination für ungerade Takte blieb und fand ihren Weg in einige meiner Stücke.
Doch der große Durchbruch blieb aus. Der Sound der W7 war einfach nicht professionell genug, und das Geld für ein Studio fehlte. Trotzdem bin ich froh, dass ich es versucht habe. Heute, 30 Jahre später, steht die W7 immer noch hier – stillgelegt, aber voller Erinnerungen.
Damals sagten viele: „Das klingt nicht nach Techno oder House – das ist eher Ambient.“ Ein Begriff, der mir völlig neu war – logisch, das Internet war schließlich noch Zukunftsmusik. Vielleicht war genau das der Anfang von dem, was 2023 dann als The Awakening Of The Machine unter dem Pseudonym Frank K. erschien: eine eher ruhige, experimentelle Veröffentlichung, die sogar alte W7-Melodien wiederverwertet – als recycelte MIDI-Dateien, quasi Klang-Zeitkapseln.